Der folgende Auszug wurde aus dem Buch “Masâ’il Nisâ’iyyah Mukhtârah min Fiqh al-‘Alâmah al-Albâni” (S. 125-131) [Ausgewählte Frauen-Themen aus dem Fiqh von Imâm al-Albâni], zusammengestellt von Umm Ayûb Ghâwi, entnommen. Dieses Buch enthält eine Sammlung von al-Albânis Ansichten zu verschiedenen Themen in Bezug auf Frauen, übertragen aus seinen Büchern, Unterrichtsaufnamen und Vorträgen.
Sheikh al-Albâni (möge Allâh barmherzig mit ihm sein) wurde während einer Gesprächsaufnahme die folgende Frage gestellt:
„Wir hätten gerne nähere Einzelheiten bzgl. der Definition eines Jilbâb, da Sie gesagt haben, dass Ihre Ansicht in Bezug auf den Jilbâb darin besteht, dass es ein Kleidungsstück ist, das den Körper von Kopf bis Fuß bedeckt. Jedoch sind wir auf eine ziemlich große Meinungsverschiedenheit in den Sprachbüchern bezüglich dessen gestoßen. Unter den Linguisten gibt es jene, die sagen, dass es ein langes Übergewand ist, während andere behaupten, dass es ein Khimâr sei. Und andere vertreten dieselbe Ansicht, die Sie erwähnten, Sheikh. Daher hätten wir gerne eine ausführliche Darstellung, möge Allâh Sie belohnen, und wüssten gerne, welches die stärkste Ansicht ist.“
Der Sheikh antwortete dem Fragesteller: „Entschuldige, aber ich habe Probleme damit, den Teil zu verstehen, wo du sagtest, dass manche Leute den Jilbâb für einen Khimâr halten. Auf was für einen Khimâr beziehst du dich, wenn du sagst, dass sie es für einen Jilbâb halten? Denn es ist bekannt, dass der Khimâr eine Kopfbedeckung und kein weites Kleidungsstück ist, das den gesamten Körper einer Frau von Kopf bis Fuß bedeckt. Wer ist es also, der behauptet, dass der Jilbâb ein Khimâr ist? Das ist wirklich eine sehr
merkwürdige Sache. Wer hat das gesagt?!“
Der Fragesteller sagte: „Dies wird in dem Buch Lisân-ul-‘Arab erwähnt, wo drinsteht, dass einige Leute davon ausgehen, dass dies die Definition dafür ist.“
Der Sheikh fragte: „Dort steht, dass der Jilbâb ein Khimâr ist?“
Der Fragesteller sagte: „Ja.“
Daraufhin antwortete der Sheikh: „Es ist nicht möglich, dies zu sagen, denn, wie du weißt, gibt es zwei Âyât im Qur’ân – eine Âyah, die den Frauen befiehlt, den Jilbâb zu tragen, während die andere ihnen befiehlt, den Khimâr aufzusetzen.
Es ist nicht möglich, zu sagen, dass beide Âyât eine Wiederholung derselben Bedeutung enthalten; demnach
wäre der Jilbâb ein Khimâr, während der Khimâr ein Jilbâb wäre. Im Gegenteil, beide dieser Begriffe – der Jillbâb und der Khimâr – haben ihre eigenen jeweiligen Bedeutungen, die sich von einander unterscheiden.
Du weißt zum Beispiel, dass, wenn eine Frau zuhause ist und sich zu ihrem Pflichtgebet begibt – normalerweise ist sie zuhause mit unbedecktem Haar –, so zieht sie einfach ihren Khimâr über ihren Kopf. Der Prophet (Frieden und Segen Allâhs seien auf ihm) sagte: „Allâh wird das Gebet einer Frau, die die Geschlechtsreife erlangt hat, nicht akzeptieren, außer mit einem Khimâr.“ ³
Was hier gemeint ist, ist keinesfalls der Jilbâb, sondern was gemeint ist, ist die Kopfbedeckung. Unter den Beweisen, die darauf hinweisen, ist, dass der Prophet (Frieden und Segen Allâhs seien auf ihm) uns befahl, über den Turban, den Khimâr oder die Socken zu streichen.
Meine Absicht hinter der Nennung dieses Hadîth ist zu zeigen, dass er darauf hinweist, dass der Khimâr ein Kleidungsstück ist, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wird.
Es kann von diesem Hadîth nicht verstanden werden – für diejenigen, die die arabische Sprache verstehen – dass ein Mann einen Jilbâb über sich ziehen kann! Sondern es bedeutet, dass er einen Khimâr (Kopfbedeckung) aufsetzen kann.
Also ist es einer Person erlaubt, die einen Khimâr über ihren Kopf zieht, darüber zu streichen (bei der Durchführung des Wudû’), unabhängig davon, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Mein Ziel hinter dieser Erörterung ist erstens, das besagte Zitat gemäß der arabischen Sprache zu bestätigen, und zweitens, wenn schließlich bestätigt ist, dass das Zitat tatsächlich in Lisân-ul-‘Arab zu finden ist, und dass es aussagt, dass man davon ausgeht, dass die Bedeutung eines Jilbâb ist, dass es ein Khimâr sei, dann ist das, was
du zitiert hast, genügend Beweis dafür, dass solch eine Behauptung schwach ist, aufgrund der Tatsache, dass der Autor sagte: „Man geht davon aus, dass es dies und jenes bedeutet.“ (d.h. Unklarheit)
Außerdem, wenn wir die Texte aus dem Qur’ân und der Sunnah studieren, von denen wir bereits einige erwähnten, würden wir mit Gewissheit daraus ableiten, dass der Khimâr kein Jilbâb ist und ebenso wenig, dass der Jilbâb ein Khimâr ist.
Kurz gesagt: ein Khimâr bedeckt weniger als ein Jilbâb, wohingegen ein Jilbâb einen größeren Spielraum bezüglich der Körperteile hat, die er bedeckt. Außerdem ist ein Jilbâb speziell für Frauen. Sie waren diejenigen, denen befohlen wurde, ihn zu tragen, und nicht die Männer.
Aber bezüglich des Khimâr, so ist dies ein Kleidungsstück, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wird. Auch wenn ein Mann nicht dazu verpflichtet ist, ihn zu tragen, so ist es trotzdem ein Kleidungsstück, das sowohl Männer als auch Frauen tragen, ebenso wie ein Hemd. Auf dieselbe Weise, wie ein Mann ein Hemd trägt, um seine ‘Aurah zu bedecken – die sich von der ‘Aurah einer Frau unterscheidet – tut es auch eine Frau. Aber ihre ‘Aurah ist weitläufiger als die ‘Aurah eines Mannes.
Dies ist der Grund, warum wir im Buch “Der Hijâb der muslimischen Frau” sagten, dass, wenn eine muslimische Frau ihr Haus verlässt, sie dazu verpflichtet ist, zwei Dinge zu tun:
Erstens: einen Khimâr über ihren Kopf zu ziehen, und
zweitens: anschließend einen Jilbâb darüber zu ziehen, und so mit dem Khimâr und dem Jilbâb bekleidet hinauszugehen.
Wenn also eine Frau ihr Haus verlässt, ist ein Kleidungsstück ohne das andere nicht ausreichend – eine Frau muss den Khimâr mit dem Jilbâb kombinieren.
Dir ist der qur’ânische Vers, der sich auf den Khimâr bezieht, bekannt, in dem Allâh sagt:
„Und sie sollen ihre Khumur (Schleier) über ihre Busen ziehen…“ [al-Nûr 24:31]
Ein Kleidungsstück über den Busen zu ziehen kann nicht mit einem Jilbâb ausgeführt werden. Dies kann nur mit einem Khimâr ausgeführt werden, da es möglich ist, ihn zu wickeln.
Aber was den Jilbâb anbelangt, so weiß man, dass er nicht um die Brust oder den Hals gewickelt werden kann. Du kannst hier sehen, wie die Männer ihren Khimâr wickeln, und wie sie ihn an ihrem Nacken befestigen.
Aufgrund dessen ist also das, was hier spezifiziert worden ist, der Khimâr und nicht der Jilbâb.
Wenn eine Frau ihr Haus verlässt, ist sie dazu verpflichtet, einen Khimâr über ihren Kopf zu ziehen und ihn über ihren Hals und ihren Busen zu wickeln. Dies ist so, da der Jilbâb ihrem Bestreben, diese umfassende Bedeckung zu erreichen, nicht gerecht wird, da er weit und lang ist, wohingegen der Khimâr weit und kurz ist.
Also hat jedes dieser Kleidungsstücke seinen eigenen speziellen Einfluss auf die Ausführung dessen, was eine Frau verpflichtet ist zu bedecken.
Dies ist meine Antwort auf das, was du gefragt hast. Wenn es noch etwas gibt, was ich in meiner Erörterung nicht behandelt habe, so erinnere mich daran.“
Der Fragesteller fragte: „Daraus verstehe ich also, dass der Jilbâb nicht das weite Kleid ist, das Frauen heutzutage tragen, hier (in diesem Land) zum Beispiel, vom Hals bis zu den Füßen?“
Der Sheikh antwortete: „Nein, keinesfalls. Das ist kein Jilbâb. Jedoch bringt uns dies dazu, unsere Erörterung bezüglich des Jilbâb näher auszuführen. Wie wir vorhin erklärt haben, ist ein Jilbâb sprachlich gesehen nicht solch ein Kleidungsstück wie das, was als “Balto” bekannt ist.
Also ist das, was jetzt geklärt werden muss:
Der Befehl, der an die Frauen gerichtet ist, insbesondere hinsichtlich des Tragens des Jilbâb, ist keine verpflichtende Tat der Anbetung, die eine Bedeutung hat, die wir nicht verstehen können. Sondern im Gegenteil: es hat eine Bedeutung, die wir verstehen können.
Und die Bedeutung, die sich daraus ableitet – was wir bereits dargelegt haben – ist, die Bedeckung zu erreichen, die eine Frau einhalten muss.
Wenn also beispielsweise eine Frau zwei Kleidungsstücke trägt oder sie teilt den Jilbâb in zwei Teile – ein Oberteil und ein Unterteil – und beide dieser Teile erfüllen den Zweck des Jilbâb, der im Qur’ân erwähnt wurde, an diesem Punkt – wenngleich wir diese zwei Stücke vom sprachlichen Standpunkt aus nicht als Jilbâb betrachten – meinen wir, dass sie dennoch den gewünschten Zweck des Befehls erfüllen, den Jilbâb zu tragen, aus religiöser Perspektive betrachtet.
In Syrien gab es bis kürzlich – und noch immer findet man dies bei einigen praktizierenden Frauen, die sich an die Religion halten – ein Kleidungsstück, das sich “Malâ’at-uz-Zamm” nennt. Hast du jemals etwas darüber gehört?“
Der Fragesteller antwortete: „Wir haben etwas, das sich “Malâ’ah” (Mantel) nennt.“
Der Sheikh sagte: „Nein, ich sagte Malâ’at-uz-Zamm.“
Der Fragesteller antwortete: „Nein, nicht mit dieser Bezeichnung. Wir sagen Malâ’ah.“
Der Sheikh sagte: „Dies ist ein arabischer Begriff. Es ist nämlich so, dass dieses Kleidungsstück, das wir bei uns in Syrien haben, aus zwei Teilen besteht. Das erste Teil ist ein Rock, bekannt als “Tannûrah” – ist dir dieses Wort geläufig?“
Der Fragesteller sagte: „Ja.“
Der Sheikh sagte: „Ein Tannûrah ist ein Rock, der mit einem Gummizug an der Taille befestigt wird. Demnach ist er natürlich weit und locker.
Eine Frau von hier trägt dies, um damit den kompletten unteren Teil ihres Körpers zu bedecken. Dann wird über diesen Tannûrah, der in Syrien als “Kharrâtah” (Rock) bezeichnet wird, der obere Teil der Kleidung angezogen, der über den Kopf gezogen wird, und den eine Frau benutzt, um ihren Kopf, ihre Schultern, Taille, Hüften und sogar den Gummibund, mit dem dieser Tannûrah oder Kharrâtah an der Taille befestigt wird, zu
bedecken. Kein Teil des Gummibunds dieses Rocks ist sichtbar, da er komplett darunter verschwindet. Ist dies nachvollziehbar?“
Der Fragesteller antwortete: „Ja.“
Der Sheikh fuhr fort: „Hier bei uns nennen sie dieses Kleidungsstück Malâyat-uz-Zamm (oder Malâ’at-uz-Zamm), da der Rock an der Taille mit einem Gummibund befestigt wird. Wenn du nun also eine Vorstellung von diesem Kleidungsstück erlangt hast, dann ist das, worauf ich versuche hinzuweisen, dass, obgleich dieses umhangartige Kleidungsstück kein Jilbâb ist (linguistisch), es trotzdem die Bedingung eines Jilbâb erfüllt, die daraus besteht, dass er den Körper komplett bedecken muss. Ist diese Sache klar für dich?“
Der Fragesteller sagte: „Ja.“
Der Sheikh sagte: „Wenn diese Sache klar ist, dann sehen wir, dass wir nicht dazu verpflichtet sind, uns an die wörtliche Bedeutung des Jilbâb zu halten, sondern an dessen Endergebnis, Sinn und Zweck. Nun komme ich noch einmal auf diesen “Balto” zu sprechen, den ich vorhin erwähnt hatte, der heutzutage von den muslimischen Frauen getragen wird und von dem es verschiedene Arten gibt. Er kann für die praktizierenden
Frauen in langen Größen hergestellt werden, die bis zu ihren Füßen reichen. Jedoch ist dies kein Jilbâb. Trotz dessen ist er noch immer nicht wie der Malâ’at-uz-Zamm, da er den Kopf nicht bedeckt, und aufgrund dessen, woraus er besteht, beispielsweise.
Aber was macht die Frau heutzutage? Sie wickelt ein Kleidungsstück, das als “Esharp” bekannt ist, um ihren Kopf – ist dir dieser Begriff geläufig?“
Der Fragesteller antwortete: „Ja.“
Der Sheikh sagte: „Ein kleiner Khimâr (d.h. Esharp), der am Kopf befestigt wird, jedoch Teile der Stirn und der Schläfe entblößt, und ebenso Teile des Halses, da er sehr klein ist, erfüllt natürlich nicht den Zweck eines Jilbâb, gemäß seiner korrekten Definition. Der Zweck des Jilbâb besteht in dem, was wir bezüglich des alâyat-uz-Zamm erörtert haben. Ist dies klar? Also wollen wir das Beispiel dieser Frau nehmen, die diesen Balto
trägt – als was würdest du das bezeichnen?“
Der Fragesteller ² sagte: „Wir bezeichnen es als einen Hijâb.“
Der Sheikh sagte: „Nein, das ist falsch. Es ist nämlich so, dass, wenn eine Frau diese Art von “Hijâb” trägt und dann einen Khimâr über ihren Kopf zieht, dann muss ein Hijâb, d.h. ein Jilbâb, über diesen Khimâr gezogen werden. Wir haben festgestellt, dass es zwei Verse im Qur’ân gibt. Dieser Jilbâb kann in Teile geteilt werden, wie wir vorhin erklärt haben, als wir über die Malâyat-uz-Zamm gesprochen haben.
Wenn also eine Frau dieses Kleidungsstück trägt, das du als Hijâb bezeichnest und dann einen zulässigen Khimâr über ihren Kopf zieht und nicht das, was als “Esharp” bekannt ist, und anschließend über diesen Khimâr ein partielles Kleidungsstück zieht, das die Hälfte ihres Körpers bedeckt, wie eines, das ihre Schultern und Hände bedeckt, an diesem Punkt wird dies gültig und zulässig gemäß der Religion.“ ³
¹ Berichtet von Abu Dawûd (641), al-Tirmidhi (377), Ibn Mâjah (655); von al-Albâni in Sahîh al-Jâmi’ (7747)
als sahîh eingestuft.
² Der Fragesteller kam aus Algerien.
³ Silsilat-ul-Hudâ wan-Nûr (Tonband Nr. 232)
Anhang und Erklärung der Begriffe Von Umm Djumâna
Es folgen einige Abbildungen der oben erwähnten Kleidungsstücke:
Al-Albâni (möge Allâh barmherzig mit ihm sein) erwähnt in seinem Werk “Al-Hijâb al-Mar’ah al-Muslimah” (Der Hijâb der muslimischen Frau) ebenso, dass es für eine Frau mustahabb (sehr mpfehlenswert/erwünscht) ist, Gesicht und Hände ebenfalls zu bedecken. Andere Gelehrte sind sogar der Ansicht, dass dies erpflichtend ist – zumindest dann, wenn die Frau in einer Gesellschaft lebt, die korrupt ist und in der die Männer ihre Blicke nicht senken.
Jedenfalls erfüllt man mit dem oben rechts abgebildeten “Malâ’at-uz-Zamm” gemäß al-Albânis Ansicht die Mindestanforderung an Bedeckung.
Und Allâh weiß es am besten.
Möge Allâh – Gepriesen und Hocherhaben ist Er – uns helfen, das zu tun, was Ihm gefällt. AMIN!
Quelle: Ibaanah.com (Übersetzt von Umm Djumâna – Seite existiert nicht mehr)
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